Tierwohlkennzeichung: Damit wir wissen, was wir kaufen!

Als Präsidentin der parlamentarischen Arbeitsgruppe zur Tierwohlkennzeichnung setze ich mit für mehr Transparenz und Tierschutz ein

In Deutschland liegt seit Juni ein Gesetzesentwurf zur verpflichtenden Tierwohlkennzeichnung vor und wird heiß debattiert. Damit auch etwas auf der EU-Ebene voran geht, habe ich die Arbeitsgruppe „Tierwohl- Kennzeichnung“ gegründet. Gemeinsam mit anderen Abgeordneten und der Tierschutzorganisation Vier Pfoten haben wir ein Positionspapier verfasst. Pünktlich zur Veröffentlichung der Ergebnisse der Kommission zu dem Thema Tierwohlkennzeichnung können wir dann Stellung nehmen.

Die Kommission beauftragte die Untergruppe Kennzeichnung der EU Plattform für den Tierschutz  mit der Prüfung verschiedener Kennzeichnungsoptionen. Alle von der EUPAW-Untergruppe erarbeiteten Vorschläge sind jedoch nicht verbindlich, und die Diskussion über einen Rechtsrahmen oder weitere inhaltliche Details hat noch nicht einmal begonnen. Es wird dringend Zeit!

Warum ist eine verpflichtende Tierwohlkennzeichnung
wichtig?

Sie schafft die längst überfällige Transparenz: Aus welcher Haltungsform stammen die tierischen Lebensmittel? Laut einer aktuellen Studie der Europäischen Kommission haben 2/3 der europäischen Bürger das Gefühl, nicht ausreichend über die Haltungsbedingungen und die Behandlung von Nutztieren informiert zu sein (Study on animal welfare labelling : final report, 2022) . Das muss sich ändern!

Mit der geschaffenen Transparenz ist es den Verbrauchern möglich, bewusste Entscheidungen zu treffen und eine Landwirtschaft zu fördern, welche den Belangen des Tierschutzes gerecht wird. Die Ställe sollen an die Tiere angepasst werden, nicht anders herum!

Für welche Produkte soll
die Kennzeichnung gelten?

Ich fordere, dass die verpflichtende Kennzeichnung alle von Tieren stammenden Lebensmittel umfasst, einschließlich verarbeiteter Nahrungsmittel. Jedes tierische Produkt an jeder Verkaufsstätte sollte gekennzeichnet werden um den Essenden eine echte Wahl zu gewährleisten.

Warum soll es auf EU-Ebene verpflichtend umgesetzt
werden?

Manche Mitgliedsländer der EU, wie Deutschland, haben bereits freiwillige Tierwohlkennzeichnungen, oftmals initiiert von der Industrie. Damit daraus kein Dschungel voller schwammiger, teils nichtssagender Label wird, ist es wichtig, ein leicht verständliches und klar reguliertes, EU-weites Label zu entwickeln das jede und jeder kennt.

Wie soll das Label aussehen?

Die Möglichkeiten reichen von einer Kategorisierung in Stufen, Sternen oder Farben bis hin zu Abbildungen der jeweiligen Haltungsformen auf dem Label. Eines steht jedoch fest: Die Kennzeichnung muss leicht verständlich und transparent sein, damit sie ihr Ziel erfüllen kann.

Es ist wichtig, dass alle Produkte gekennzeichnet werden. Beim Einkauf muss eindeutig zwischen allen Produktionssystemen unterschieden werden können, und auch zwischen EU- und nicht-EU Produkten.

Welche anderen Faktoren als das Haltungssystem sollen abgebildet werden?

Zusätzlich sollten auf dem Label auch Tierschutzindikatoren einbezogen werden. Bei einer Kennzeichnung, welche sich ausschließlich auf das Haltungssystem beschränkt, werden wichtige Faktoren nicht einbezogen. Landwirtinnen und Landwirte sollten für zusätzliche Bemühungen im Bereich des Tierschutzes entlohnt werden. Beispielsweise:

  • der Verzicht auf Verstümmelungen, wie das Schwänzekupieren bei Ferkeln
  • die Vermeidung überzüchteter Tiere auf Kosten des Tierwohls, welche beispielsweise dazu führt, dass Masthähnchen wegen ihrem massigen Brustfleisch nicht mehr laufen können und Puten sich nicht mehr natürlich fortpflanzen können
  • und einer Überwachung von Antibiotika und des Gesundheitszustandes.

Wie realistisch ist die Umsetzung und die Erreichung von
mehr Tierwohl?

Ein Beispiel für eine sehr erfolgreich durchgeführte, verpflichtende Kennzeichnung ist die Haltungskennzeichnung für Schaleneier. Immer mehr Verbraucher kaufen seit dem Beginn der Kennzeichnungspflicht im Jahr 2004 Eier aus tiergerechter Haltung. Das beweist, dass sich Konsumenten bei einer klaren Kennzeichnung bewusst für den Tierschutz entscheiden. Trotzdem gibt es Verbesserungsbedarf: Die Kennzeichnungspflicht gilt leider nicht für bereits aufgeschlagene Flüssigeier, gekochte Eier oder eihaltige Produkte.

Wie soll das Label
kontrolliert werden?

Die Einbeziehung eines unabhängigen und zuverlässigen Kontroll- und Zertifizierungssystems ist wichtig. Die Einhaltung der Vorschriften muss regelmäßig nachgewiesen werden, damit das Label zuverlässig bleibt. Jährliche Kontrollen durch Dritte und die Einrichtung einer gemeinsamen Datenbank für die Auswertung sind Voraussetzungen für eine erfolgreiche Umsetzung des Labels.

Intergroup on the Welfare and Conservation of Animals

Die „Intergroup on the Welfare and Conservation of Animals“ ist eine interfraktionelle Gruppe aus Abgeordneten des Europäischen Parlaments, die zum Thema Tierwohl arbeitet. Als Vizepräsidentin habe ich mich bereits auf verschiedenste Weise eingebracht, vor allem bei den Mindeststandards der Putenhaltung.

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