EU-Schulprogramm

Gesunde Jause in der Schule

Fast die Hälfte der Schüler*innen kommen ohne Frühstück in die Schule und viel zu viele denken, dass die Kuh Haltbarmilch gibt. Gerade unsere Jüngsten brauchen eine gesunde, ausgewogene Ernährung. Doch nicht jedes Kind hat Zugang zu gutem Essen und weiß, was das überhaupt bedeutet. Das soll im EU-Schulprogramm verbessert werden. Bei der Überarbeitung des Programms habe ich mich unter anderem für unverarbeitete Lebensmittel, ökologische Produktion und praktisches Lernen auf dem Hof und am Kochtopf eingesetzt. Lest hier, worum es geht!

Essen für die Kleinen: Alles Wurschtbrot?

Wir wissen, dass das Geschmacksgedächtnis in der Kindheit angelegt wird. Danach ist es immer schwieriger, sich umzugewöhnen. Wer nie in Hauszwetschgen, Ringlotten oder andere regionale, unverarbeitete Lebensmittel gebissen hat, dem entgeht Genuss und Wissen. Gleichzeitig beeinflusst Ernährung die Leistungsfähigkeit. Fertigprodukte etwa wirken sich negativ auf den Blutzuckerspiegel aus – dem Gehirn fehlt Nachschub. So lernt es sich schlecht und das schafft indirekt unterschiedliche Startbedingungen in den Klassenzimmern. 40% der Schüler*innen kommen gleich ganz ohne Frühstück in die Schule.

Langfristig schafft das ungesunde Ernährungsgewohnheiten, die wiederum Übergewicht bedingen und damit das Risiko für Bluthochdruck und Diabetes erhöhen. Derzeit ist jedes vierte Volksschulkind in Österreich übergewichtig.

Schule als Chance: Was tut die EU?

Im Klassenzimmer können alle Kinder unabhängig ihres sozialen oder ökonomischen Hintergrunds erreicht werden. Bieten Schulen gesunde Lebensmittel preiswert an, finden die Jüngsten Geschmack an gesunden, regionalen Produkten. Genau das fördert das EU-Schulprogramm seit 2017: Über die Initiative werden Obst, Gemüse und Milch an den Schulen verteilt. Auch Besuche auf Bauernhöfen angeboten und das ist wichtig, denn zu viele Kinder wissen nicht mehr, wo ihre Lebensmittel herkommen und nur ein Bruchteil der Schulen hat Ernährungsbildung auf dem Stundenplan.

Die Anzahl der Schulen und Kindergärten, die das EU-Schulprogramm nutzen, ist jedoch noch immer ausbaufähig: Europaweit konnten bisher nur 16 von 76 Millionen Schulkindern davon profitieren. In Österreich waren es im Schuljahr 2020/21 etwa ein Fünftel aller Schulkinder.

Überarbeitung muss her

Doch es gibt auch inhaltlich Luft nach oben: So gibt es im aktuellen Schulprogramm zum Beispiel Ausnahmen für gesüßte und hochverarbeitete Produkte. Es fehlen Anreize für regionale Kleinerzeuger*innen und mehr ökologische Produkte. Die Ernährungsbildung kommt oft zu kurz. Im EU-Parlament haben wir nun einen Initiativbericht verfasst, in dem wir die Kommission dazu auffordern, das Programm zu überarbeiten. Als Schattenberichterstatterin für die Grünen habe ich daran mitgearbeitet. Und konkrete Erfolge erzielt: zum Beispiel fordert das Parlament nun, dass in Zukunft 25% der Lebensmittel im Programm ökologisch erzeugt werden müssen.

Wofür ich stehe:

Keine hochverarbeiteten Lebensmittel!

In Supermärkten finden wir eine schier unendliche Auswahl an Produkten. Doch ein großer Teil von ihnen ist hoch verarbeitet. Darin verstecken sich vor allem günstige, energiedichte Ausgangsstoffe, große Mengen an Fett und Zucker, reihenweise schädliche Zusatzstoffe und Geschmacksverstärker. Sie machen langfristig krank, verändern das Geschmacksempfinden und machen uns dadurch abhängig. Im Schulprogramm sollten deshalb nur unverarbeitete, frische Lebensmittel verteilt werden. Überzuckerte und mit Zusatzstoffen vollgestopfte Produkte haben im Schulprogramm nichts verloren.

Bio – na logisch!

Ökologisch erzeugte Produkte sind oft nährstoffreicher und weniger mit Pestiziden und Schwermetallen belastet. Biobauern dürfen keine synthetischen Düngemittel einsetzen. Kreislaufwirtschaft, lange Fruchtfolgen und Tiere auf der Weide (statt nur im Stall) sind aber nicht nur für unsere Gesundheit, sondern auch für die Umwelt gut. Mehr Bio auf unseren Äckern ist in Zeiten von Biodiversitätsverlust und Klimakrise außerdem bitter nötig. Deshalb braucht es auch mehr Bio-Produkte im Schulprogramm.

Kochlöffel und Heugeruch in die Schulen!

Woher kommt unser Essen? Ab auf den Hof, um es herauszufinden! Und was kann man daraus zubereiten? Das will gelernt und geübt sein – am besten von klein auf. Ich habe mich in den Verhandlungen zum EU-Schulprogramm deswegen auch dafür eingesetzt, dass mit den Förderungen Kindern das Kochen nähergebracht wird.

Bloß keine überbordende Bürokratie

Ein Grund, warum bislang so wenige Schulen (und auch wenige kleine Betriebe) am Programm teilnehmen, ist der hohe bürokratische Aufwand. Um die Förderungen zu bekommen, ist bislang einfach zu viel Papierkram notwendig. Diese Hürden müssen dringend abgebaut werden. Nicht nur, um mehr Schulkinder zu versorgen, sondern auch kleine, regionale Betriebe mit an Bord zu holen, die bislang abgeschreckt worden sind.

Was wurde daraus?

Im Mai 2023 wird über den Initiativbericht zum Schulprogramm abgestimmt. Die Ergebnisse der Verhandlungen sind durchwegs positiv: In Zukunft soll es nicht nur mehr Geld und weniger Bürokratie geben, sondern auch 25% Bio-Produkte und viele regionale Angeboten, fordern die EU-Abgeordneten.

Ernährung und unser Mikrobiom

Wie sich unsere Ernährung und Lebensmittelverarbeitung auf unsere Gesundheit auswirken und wie das mit Agrarpolitik und Lebensmittelproduktion zusammenhängt, bespreche ich mit diversen Expert*innen in meiner Serie „Unser Mikrobiom“, die es als Videoaufzeichnungen auf meinem YouTube-Kanal archiviert gibt.