Wiener zu Glyphosat: Kahlschlag auf dem Feld ist keine Lösung
Greens EFA präsentieren mit PAN Europe Studie zu Glyphosat-Alternativen. Es zeigt sich: Das Totalherbizid ist längst ersetzbar.
Brüssel, 9. März. Eigentlich hätte die Zulassung für das Totalherbizid Glyphosat im Dezember letzten Jahres auslaufen sollen. Doch die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit, EFSA, bat um mehr Zeit, die Daten zu prüfen. Es folgte eine provisorische Verlängerung um ein Jahr. Bis zum Juli dieses Jahres wird die EFSA nun eine neue Einschätzung zu Glyphosat abgeben. Die Grüne Fraktion im Europaparlament veröffentlicht vorab mit der NGO PAN Europe eine Studie zu Alternativen.
Sarah Wiener, Mitglied im Umweltausschuss und Berichterstatterin der neuen EU-Pestizidverordnung (SUR) fürs Europaparlament, kommentiert: „Glyphosat ist das am häufigsten eingesetzte Unkrautvernichtungsmittel. 2017 machten allein die Glyphosatverkäufe ein Drittel des EU-Herbizidmarktes aus, der weltweite Einsatz hat sich in den letzten zehn Jahren verfünfzehnfacht. Das bleibt nicht ohne Folgen: Das Herbizid ist hochgiftig für Wasserorganismen, seine Rückstände verbleiben in der Umwelt und in unseren Körpern. Auch die Bodenfruchtbarkeit wird beeinträchtigt: Ein Team der Universität für Bodenkultur in Wien konnte zeigen, dass Regenwürmer durch Glyphosat-Spritzerei immer inaktiver werden. Wer soll denn dann die Ackerböden belüften und lockern?“
Oft wird argumentiert, dass Glyphosat durch den Verzicht auf Pflügen zum Humusaufbau beitragen könnte. Dem widerspricht die Wissenschaft: „Das Thünen-Institut in Deutschland hat festgestellt, dass es durch Direktsaat nur zu einer Verlagerung von Kohlenstoff im Boden kommt, nicht zum Humusaufbau. Eine Klimaschutzmaßnahme ist Glyphosat also nicht, im Gegenteil: Der Einsatz eines Breitbandherbizids kommt einem Kahlschlag gleich. Beikräuter, die wichtige Ökosystemdienstleistungen bringen, werden ebenso ausgemerzt wie Bodenleben und „echte“ Unkräuter. Es bleiben keine Lebensräume für Nützlinge und keine Pflanzen, um die Felder nach der Ernte zu bedecken.“
Dabei gibt es Alternativen, erläutert Wiener: „Anstatt Glyphosat einzusetzen, können wir uns Lösungen aus der Agrarökologie und aus dem Integrierten Pflanzenschutz abschauen. Es gibt zahlreiche Methoden aus dem Bio-Sektor – teils auch mechanisch –, die in der neuen Studie aufgeführt werden. Unter- und Zwischensaaten sorgen zum Beispiel dafür, dass Beikräuter sich nicht unkontrolliert ausbreiten. Auch Beweidung auf den Streifen zwischen den Feldern hält Unkräuter in Schach. Wenn diese Alternativen ausgeschöpft werden, wird Glyphosat überflüssig.
Das dient langfristig auch den Zielen der Farm-to-Fork-Strategie: Ein Aus für das vielgenutzte Totalherbizid Glyphosat bringt die vorgesehene Pestizidreduktion um 50% in greifbare Nähe.“
Link zur Studie: http://extranet.greens-efa.eu/public/media/file/1/8279
Absender:
Sarah Wiener
Ort:
Brüssel am 9.3.2023
Schlagworte:
Landwirtschaft / Pestizide / Farm-to-Fork / Pestizidverordnung (SUR)
Kontakt
Rückfragehinweis:
Ludmilla Reisinger
Pressesprecherin Sarah Wiener, MEP
ludmilla.reisinger@la.europarl.europa.eu
+43 660 3213732
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