Wiener zu Glyphosat: Datenlücken nicht wegwischen

Zulassung für Totalherbizid soll im Eiltempo erneuert werden, obwohl die EFSA- Einschätzung unklar ist.

Brüssel, 20. Juli. Mit einem Jahr Verspätung hat die EU-Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) ihre Empfehlung zum Totalherbizid Glyphosat abgegeben. Die EFSA findet keine “kritischen Bereiche”, hebt aber auch Datenlücken hervor.

Sarah Wiener, Grüne Abgeordnete und Berichterstatterin der neuen EU-Pestizidverordnung (SUR), kommentiert: “Die Einschätzung der EFSA ist nicht nur wenig aussagekräftig, sondern auch widersprüchlich. Die Behörde schließt, dass es keine kritischen Bereiche gibt und attestiert gleichzeitig große Datenlücken – das passt nicht zusammen. Laut EFSA besteht bei 12 von 23 Glyphosat-Anwendungen ein hohes langfristiges Risiko für Säugetiere. Daten zu den Risiken für Essende fehlen, etwa für den Verzehr von Karotten, Kopfsalat und Weizen. Die Gefahren für Biodiversität und Artenvielfalt durch den Glyphosateinsatz werden als nicht abschätzbar eingestuft. Diesen EFSA-Bericht können weder Kommission noch Mitgliedsstaaten als grünes Licht für eine erneute Zulassung sehen.”

Trotzdem soll die Zulassungserneuerung nach dem Sommer regelrecht durchgepeitscht werden: Leaks zeigen, dass die Kommission bereits entsprechende Dokumente vorbereitet – noch bevor die EFSA überhaupt offenlegt, mit welchen Studien sie gearbeitet hat.

Wiener: “Die Hintergrunddokumente zur EFSA-Einschätzung werden erst deutlich später veröffentlicht. Das muss abgewartet werden, alles andere wäre unseriös. Ob die EFSA nur mit Herstellerstudien gearbeitet oder auch unabhängige Forschung einbezogen hat, ist wichtig für die Bewertung ihrer Empfehlung. Laut Kommission soll der Vorschlag für eine Erneuerung der Zulassung schon im September dem entsprechenden Fachausschuss vorgelegt werden. Ich appelliere an die Mitgliedsstaaten, dieses überhastete Prozedere nicht durchgehen zu lassen. Ein Totalherbizid kann nicht auf Grundlage von lückenhaften Daten 15 weitere Jahre zugelassen werden, das wäre eine Verletzung des Vorsorgeprinzips.

Link zur Einschätzung der EFSA

Absender:
Sarah Wiener

Ort:
Straßburg am 20.07.2023

Schlagworte:
Biodiversität / Pestizide / Umweltschutz

Kontakt

Rückfragehinweis:

Ludmilla Reisinger
Pressesprecherin Sarah Wiener, MEP
ludmilla.reisinger@la.europarl.europa.eu
+43 660 3213732

Weitere

Ähnliche