Wiener: Kein Freibrief für die Genschere

Regeln für neue Gentechnik sollen fallen. Studie der Greens/EFA zeigt, welche massiven Folgen das auf dem Acker und im Supermarkt haben könnte.

Brüssel, 4. Juli. Kurz vor der parlamentarischen Sommerpause präsentiert die EU-Kommission morgen Mittwoch ein großes Naturpaket. Enthalten ist neben einem Vorschlag zum Saatgutrecht und einer Bodenschutzrichtlinie eine Verordnung zu neuer Gentechnik. Dabei geht es um Pflanzen, deren Erbgut mit Methoden wie Gene Editing (Genschere) verändert wurde.

Sarah Wiener, Grüne Abgeordnete und Mitglied des Umweltausschusses kommentiert erste Leaks: „Die Kommission möchte alle Regeln für die meisten Pflanzen, die mit neuer Gentechnik verändert wurden, fallen lassen. Die Entscheidung dafür soll anhand einer kurzen Liste an Kriterien von der Kommission getroffen werden, ohne richtiges Zulassungsverfahren oder Risikoüberprüfung hinsichtlich der Auswirkungen auf Ökosysteme und Gesundheit. Das ist nicht nur ein Schritt in Richtung Öffnung des Marktes, sondern ein Sprung über den Klippenrand. Das Vorsorgeprinzip wird komplett über Bord geworfen.”

Wiener kommentiert: “Die gentechnisch veränderten Nahrungsmittel sollen sogar ohne Kennzeichnung auf den Markt kommen. Das wäre ein Verrat an den EU-Bürgerinnen und Bürgern. Wenn Gentechnik nicht mehr als solche ausgewiesen ist, nimmt das den Essenden die Entscheidungsfreiheit. Wir haben ein Recht darauf, zu wissen, was auf unsere Teller kommt. Gleichzeitig ist das eine Gefahr für die Bio-Landwirtschaft: Diese soll laut Vorschlag gentechnikfrei bleiben, durch benachbarte GVO-Äcker können die ökologischen Produkte aber kontaminiert werden.”

Welche Folgen der Vorschlag noch haben könnte, zeigt eine neue Studie anhand von Länderbeispielen. Heute wurde sie von den Abgeordneten Martin Häusling und Sarah Wiener vorgestellt.

Wiener fasst zusammen: “Die Natur lässt sich nicht derart manipulieren, das wird mit einem Blick auf Fallstudien aus anderen Ländern klar. Neben herbizidresistenten Superunkräutern gab es in elf Ländern bereits Fälle von immunen Schädlingen – nach einigen wenigen Anbausaisonen mit gentechnisch veränderten Pflanzen.”

Auch die Preise für Saatgut sind in anderen Ländern extrem gestiegen: Mit der Einführung von GVOs haben sich die durchschnittlichen Kosten für Soja-Saatgut in den USA verdreifacht. Wiener: “Wir dürfen unsere Landwirtschaft nicht dem Preisdiktat einiger weniger Konzerne überlassen, denen die Patente auf gentechnisch veränderte Pflanzen gehören. Der Vorschlag der Kommission, sollte er so kommen, setzt nicht nur die Landwirtschaft, sondern auch unsere Ökosysteme großen Risiken aus. Das ist unverantwortlich.” 

Link zur Studie: https://extranet.greens-efa-service.eu/public/media/file/1/8442

Absender:
Sarah Wiener

Ort:
Brüssel am 4.07.2023

Schlagworte:
Landwirtschaft / Agrarpolitik / Gentechnik 

Kontakt

Rückfragehinweis:

Ludmilla Reisinger
Pressesprecherin Sarah Wiener, MEP
ludmilla.reisinger@la.europarl.europa.eu
+43 660 3213732

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