Wiener: EU-Bürgerfront fordert Pestizidreduktion

Initiative gegen Ackergifte erhielt 1,1 Millionen Unterschriften. Heute wurde sie im Europäischen Parlament diskutiert. Die Zivilgesellschaft muss gehört und ernst genommen werden, appelliert Sarah Wiener.

Brüssel, 24. Jänner. Gemeinsam für eine zukunftsfähige Landwirtschaft: Die Initiative „Bienen und Bauern retten“ hat mehr als 1,1 Millionen Unterschriften gesammelt. Jetzt legten die verantwortlichen NGOs ihre Forderungen den EU-Abgeordneten und der Kommission vor. Bei der öffentlichen Anhörung mit dem Agrar-, dem Umwelt- und dem Petitionsausschuss wurde heute über das Ende synthetischer Pestizide und den Schutz von Biodiversität gesprochen.

Sarah Wiener, Grüne EU-Abgeordnete und Berichterstatterin der neuen EU-Pestizidverordnung (SUR), kommentiert: „Eine öffentliche Anhörung im Parlament ist nichts Alltägliches. Nur eine Handvoll Bürgerinitiativen haben bislang genügend Stimmen dafür gesammelt. Das zeigt: Der Zivilgesellschaft liegt die Reduktion von gefährlichen Pestiziden am Herzen. Kein Wunder, das Thema geht uns alle etwas an. Pestizide finden sich nicht nur in Erde, Wasser und Luft, sondern auch in Hausstaub. So präsentierte die niederländische Forscherin Violette Geissen heute eine Studie, die zeigt, dass quer durch Europa bis zu 85 unterschiedliche Pestizide in unserem Hausstaub nachgewiesen werden können. Ein Gutteil dieser Ackergifte ist entweder wahrscheinlich krebserregend oder beeinträchtigen die Fruchtbarkeit. Es geht um die Gesundheit der Menschen, der Bäuerinnen und Bauern, aber auch um die unserer Mitwelt.“

Unter dem Slogan „Bienen und Bauern retten“ haben sich EU-Bürger und Bürgerinnen versammelt, aber die Initiative hat auch kräftigen Rückenwind aus der Wissenschaft. Über 700 Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen haben schon vor Weihnachten in einem Brief betont, dass an der Reduktion von Pestiziden kein Weg vorbeiführt.

Wiener: „In der heutigen Anhörung wurde mit Gegenargumenten aufgeräumt. Zum Beispiel, dass die Reduktion von Pestiziden die Ernährungssicherheit in der EU gefährde. Kein einziger seriöser Wissenschaftler würde das in Betracht ziehen, sagt der Agrarprofessor Jeroen Candel heute sehr klar. Diesen Konsens dürfen wir nicht einfach wegschieben.“

Ebenfalls in der Anhörung zu Gast: Der französische Landwirt Jean-Bernard Lozier, der zeigte, wie er den Pestizideinsatz auf seinem Ackerbaubetrieb um 80 % reduziert hat – ohne Ertragseinbußen. Eine große Rolle in dieser Transformation spielt die Agrarökologie, wie Agrarwissenschaftler Alain Peeters betonte. Ein ganzheitliches System im Einklang mit der Natur steigert nicht nur die Biodiversität, sondern auch die Rentabilität der Höfe.

Wiener: „Der heutige Nachmittag war ein klarer Auftrag an die Politik. Die Zivilgesellschaft, die Wissenschaft, aber auch Bäuerinnen und Bauern fordern uns dazu auf, den Einsatz von Pestiziden konsequent zu reduzieren. Dafür müssen wir in einem nächsten Schritt die Verhandlungen an der neuen EU-Pestizidverordnung (SUR) vorantreiben. Eines ist jetzt schon klar: Sich auf neue Gentechnik oder andere Technofixes zu verlassen, wie sie die Kommission heute auch vorgeschlagen hat, wird uns nicht helfen. Nur eine tatsächliche Reduktion bringt uns näher zu einer nachhaltigen Agrarwende, zu mehr Sicherheit und Unabhängigkeit für Bäuerinnen und Bauern.“

Absender:
Sarah Wiener

Ort:
Brüssel am 24.1.2023

Schlagworte:
Landwirtschaft / Pestizide / Farm-to-Fork / Pestizidverordnung (SUR)

Kontakt

Rückfragehinweis:

Ludmilla Reisinger
Pressesprecherin Sarah Wiener, MEP
ludmilla.reisinger@la.europarl.europa.eu
+43 660 3213732

Weitere

Ähnliche