Sarah Wiener: Glyphosat-Galgenfrist darf nicht umsonst sein

Die EU-Zulassung für das Totalherbizid wird um ein Jahr verlängert, um Daten zu prüfen. Diese Zeit muss gut genutzt werden, appelliert Sarah Wiener.

Brüssel, 14. Oktober. Was sich bereits abgezeichnet hat, ist nun sicher: Die EU-Zulassung für das umstrittene Totalherbizid Glyphosat wird nicht wie geplant im Dezember dieses Jahres auslaufen. Die EU-Kommission hatte diese Entscheidung Anfang Oktober angekündigt. Heute soll auch das zuständige Expertengremium des Rates sein grünes Licht für die Verlängerung gegeben. Die Begründung: Die europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) braucht mehr Zeit für die Risikobewertung des Stoffes.

Sarah Wiener, Mitglied des Umweltausschusses und Berichterstatterin der neuen EU-Pestizidverordnung (SUR), kommentiert:

„Es ist Fakt, dass ein EU-weites Verbot von Glyphosat längst überfällig ist. Die schädlichen Auswirkungen auf unser Bodenleben, unsere Ökosysteme und unsere Gesundheit sind wohlbekannt. Glyphosat ist wahrscheinlich krebserregend und gefährdet unsere Ökosysteme. Durch den großflächigen Einsatz breiten sich sogenannte Superunkräuter aus, resistente Wildpflanzen, von denen inzwischen 53 Arten bekannt sind. Gleichzeitig betrifft Glyphosat jeden und jede von uns. Schon 2016 konnte eine deutsche Studie Spuren des Unkrautvernichtungsmittels in 99 Prozent der Urinproben nachweisen.

„Insofern ist es kein Wunder, dass die EFSA bei ihrer öffentlichen Konsultation mit Kommentaren überflutet wurde. Es war gut und richtig, daraufhin mehr Daten anzufordern, auch wenn es bedauerlich ist, dass dies die Entscheidung über die Zulassung von Glyphosat hinausschiebt.“
 
Der wissenschaftliche Prozess muss korrekt durchgeführt werden, betont Wiener, fordert aber auch: Dieses Jahr darf nicht einfach so verstreichen. Das ist die Chance, sich noch einmal mit der Datenlage zu beschäftigen. Die EFSA muss ganz genau hinsehen: Unabhängige Studien müssen vollständig berücksichtigt und auch die Langzeittoxizität von Glyphosat und Gemische sollten einbezogen werden. Roundup kann andere Auswirkungen haben als der reine Wirkstoff. Ähnliches gilt für Abbauprodukte. AMPA, das bei der Verarbeitung von Glyphosat durch Bodenorganismen entsteht, hat eine deutlich längere Halbwertszeit als der Stoff selbst. Das alles dürfen wir nicht ignorieren.“

Absender:
Sarah Wiener

Ort:
Brüssel am 14.10.2022

Schlagworte:
Landwirtschaft / Pestizide / Umwelt

Kontakt

Rückfragehinweis:

Ludmilla Reisinger
Pressesprecherin Sarah Wiener, MEP
ludmilla.reisinger@la.europarl.europa.eu
+43 660 3213732

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