Pestizide: EU-Volkspartei formiert sich gegen Ernährungssicherheit
Neben extremen Rechten wollen auch Abgeordnete der Volkspartei die neue Pestizidverordnung vom Tisch fegen. Die Kommission fordert zur raschen Weiterarbeit auf.
Brüssel, 05. April. Der Einsatz von Pestiziden muss reduziert werden, das forderten nicht nur 700 Forschende in einem offenen Brief, sondern auch über eine Million EU-Bürger und Bürgerinnen. Sie haben die Initiative „Bienen und Bauern retten“ unterschrieben, um Biodiversität und Artenvielfalt zu schützen und landwirtschaftliche Ressourcen – wie einen lebendigen Boden und sauberes Wasser – für die nächsten Generationen zu erhalten. Heute hat die Kommission ihre offizielle Antwort darauf publiziert.
Sarah Wiener, Grüne Abgeordnete und Berichterstatterin der neuen Verordnung zur Reduktion von Pestiziden (SUR), kommentiert: „Neue Gesetzesvorhaben stellt die Kommission nicht in Aussicht, aber sie appelliert an die Mitgliedsstaaten und das EU-Parlament möglichst schnell an der Pestizidverordnung weiterzuarbeiten. Das ist entscheidend, denn gerade jetzt, wo die Verhandlungen im Parlament anstehen, zeichnen sich besorgniserregende Tendenzen ab. Neben den rechtsextremen (ID) und euroskeptischen (EKR) Fraktionen fordern nun auch immer mehr Abgeordnete der Europäischen Volkspartei (EVP) die Rücknahme des SUR-Vorschlags. Im Grunde ist das eine Weigerung, an Pestizidreduktion zu arbeiten und läuft gegen den Willen der engagierten Bürgerinnen und Bürger.“
Tatsächlich wäre ein Rückzug der Verordnung aber auch ein Rückschlag für die Landwirtschaft, betont Wiener: „Die Bäuerinnen und Bauern haben in den letzten 20 Jahren immer mehr für chemische Mittel ausgegeben, die Einkommen sind in derselben Zeit aber kaum gestiegen. Pestizide findet man in Böden, Luft und Grundwasser, in unserer gesamten Nahrungsmittelkette. Die Zahlen der Bestäuber nehmen rapide ab. Der übermäßige Einsatz von chemischen Mitteln bedroht die Ressourcen, die wir dringend brauchen, um uns zu versorgen und eine lebensfähige Zukunft zu ermöglichen. Wir sägen an dem Ast, auf dem wir alle sitzen. Deshalb brauchen wir eine nachhaltige Veränderung in der Landwirtschaft. Es gibt Alternativen: Agrarökologische Maßnahmen, nicht-chemische Prävention, also Integrierter Pflanzenschutz, und biologische Pestizide, um nur einige zu nennen. Die Werkzeuge liegen alle auf dem Tisch, jetzt müssen wir sie nur noch in die Hand nehmen.“
Link zur Antwort der Kommission:
https://ec.europa.eu/transparency/documents-register/detail?ref=C(2023)2320&lang=en
Absender:
Sarah Wiener
Ort:
Brüssel am 05.04.2023
Schlagworte:
Landwirtschaft / Agrarpolitik / Pestizide
Kontakt
Rückfragehinweis:
Ludmilla Reisinger
Pressesprecherin Sarah Wiener, MEP
ludmilla.reisinger@la.europarl.europa.eu
+43 660 3213732
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