ÖVP verbreitet Fake News vor morgiger Reserveantibiotika-Abstimmung

Antibiotika Verwendung bei Tieren: EU-Parlament stimmt morgen über richtungsweisende Resolution ab

(Wien/Brüssel) – Die Emotionen in der Bevölkerung kochen hoch wie selten bei einer Abstimmung im Europäischen Parlament. Während vor Wochen bereits die österreichische Tierärztekammer falsche Informationen verbreitete, schließt sich diesen ÖVP-EU-Mandatar Alexander Bernhuber heute an: der Grüne Einspruch würde den Einsatz von Antibiotika in der Tiermedizin völlig verbieten. 

Die Grüne EU-Abgeordnete Sarah Wiener stellt klar: „Es ist erbärmlich zu sehen, wie hier absichtlich Fake News verbreitet werden – und das justament von denen, die behaupten, sie stünden auf der Seite der Bauern und Tiere. Genau das Gegenteil ist der Fall! Wenn der von der EU-Kommission vorgeschlagene delegierte Rechtsakt so angenommen wird wie er nun vorliegt, dann profitiert weder der Mensch, noch der Bauer, die Bäuerin oder das Tier davon. Die Verordnung würde weder den ausschließlichen Einsatz von den bei manchen Infektionen überlebensnotwendigen Reserve-Antibiotika für den Menschen sichern, noch würde es zukünftig eine Einzeltierbehandlung zulassen. Deshalb haben wir Grüne gegen diesen Rechtsakt Einspruch eingelegt.“

Bei der Abstimmung im Europäischen Parlament morgen geht es im Wesentlichen darum, welche Kriterien angelegt werden sollen bei der Sortierung von Antibiotika in ‚simple Antibiotika‘ und ‚Reserveantibiotika‘. Reserveantibiotika sind diejenigen, die als einzige Antibiotika und Arzneimittel überhaupt noch helfen können bei einer bakteriellen Infektion, wenn alle anderen Wirkstoffe nicht mehr wirken aufgrund von Antibiotikaresistenzen. Deshalb sollen sie für die Anwendung in der Humanmedizin reserviert werden.

Sarah Wiener erklärt die Dringlichkeit der morgigen Abstimmung: „Schon jetzt sterben jedes Jahr in der EU 33.000 Menschen, weil bei ihnen kein Antibiotikum mehr anschlägt. Je mehr Antibiotika eingesetzt werden, desto wahrscheinlicher und schneller die Resistenzentwicklung. Es ist daher absolut richtig, dass auch die Europäische Kommission strenge Regeln anwenden will, vor allem beim Einsatz von Antibiotika in der Nutztierhaltung. Der Kommissionsvorschlag zur Ausweisung von Reserveantibiotika war aber nicht hinnehmbar, da er auf einem Konflikt zwischen den Interessen der Humanmedizin und der Tiermedizin beruht.“ Alles was für den Menschen reserviert wird, soll kategorisch für Tiere ausgeschlossen werden. Das ist kontraproduktiv für die Humanmedizin, da so ein erheblicher Druck von der Veterinärseite gegen jegliche Listung von Antibiotika als „Reserve“ zu befürchten ist. Andererseits ist es unverhältnismäßig, was die Tiermedizin betrifft, weil damit auch die Behandlung einzelner Tiere mit solchen Antibiotika komplett ausgeschlossen wird. Dabei ist die massenhafte Verwendung von (Reserve-)Antibiotika in der Nutztierhaltung das größte Problem für die Bildung von Resistenzen, die aber durch den Kommissionsvorschlag weiter möglich wäre.

„Wir fordern einschlägige WHO-Kriterien zur Listung der Reserveantibiotika heranzuziehen und im Gegenzug eine Ausnahme für die Einzeltierbehandlung zuzulassen. Daher haben wir einen Einspruch eingelegt. Ich finde es absolut verantwortungslos, wenn Parlamentarier wie Alexander Bernhuber heute, die EU-Bürgerinnen und -Bürger derart verunsichern wollen, Tatsachen verdrehen und so nicht das Beste sondern das Schlechteste für uns und die Zukunft unseres Planeten herausverhandeln“, betont die Grüne EU-Abgeordnete Sarah Wiener.

Absender:
Sarah Wiener

Ort:
Brüssel / Wien am 14.09.2021

Schlagworte:
Antibiotika / Lobby / Gesundheit / Tierwohl

Kontakt

Rückfragehinweis:

Sarah Rogaunig
Pressesprecherin Sarah Wiener, MEP
sarahmartina.rogaunig@la.europarl.europa.eu
+43 664 34 10 821

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