Neue gentechnisch veränderte Pflanzen müssen weiterhin reguliert werden

Vorsorgeprinzip ist weiterhin einzuhalten, Studie von Leopoldina nutzte nur selektive Quellen

(Wien/Brüssel) – Die Saatgutindustrie lobbyiert in der EU, um die durch das neue Gentechnikverfahren (CRISPR CAS) veränderte Organismen (GVO) von den EU-GVO-Vorschriften auszuschließen und damit das Vorsorgeprinzip auszuhebeln. Die Begründung: Sie seien nicht anders als traditionell gezüchtete Sorten. Eine neue Studie der Grünen Fraktion im Europaparlament zeigt, wie 2019 die Deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldina und andere Wissenschafter*innen selektive Daten zur neuen Gentechnik nutzten und damit auch den European Academies Science Advisory Council (EASAC) beeinflussten. Das Netzwerk Kritischer Wissenschaftler, ENSSER, beweist nun, welche wissenschaftlichen Daten nicht oder nur teilweise berücksichtigt wurden. Am 30. April wird die Europäische Kommission eine Studie veröffentlichen, in der es darum gehen wird, wie die Verfahren der Neuen Gentechnik zukünftig reguliert werden könnten.

Thomas Waitz, EU-Abgeordneter der Grünen und Ko-Vorsitzender der Europäischen Grünen Partei, sagt dazu: „Mit angeblichen Lösungen von dürre- oder schädlingsresistenteren Pflanzen verschwenden wir wertvolle Zeit und Geld im Kampf gegen die Klimakrise. Sowohl alte Gentechniken als auch die sogenannten neuen Gentechniken sind nicht unbedenklich und könnten sowieso nur ein Tropfen auf dem heißen Stein sein. Echte Lösungen wie agrar-ökologischer Anbau und Bodenschutz müssen viel mehr über die gemeinsame Agrarpolitik gefördert werden. Wenn die EU-Kommission ihre Biodiversitätsstrategie selbst ernst nimmt, dann schließt dies GVOs aus. Es gilt außerdem auch noch immer das Vorsorgeprinzip in der EU. Das bedeutet, dass die Kommission hier für die Neue Gentechnik genauso strenge Auflagen setzen muss wie für die alte Gentechnik. Alles andere ist ein Kniefall vor der Agrarindustrielobby.“

Sarah Wiener, Grüne EU-Abgeordnete und Schattenberichterstatterin der „Vom Hof auf den Tisch“-Strategie sagt: „Die heute vorgestellte Studie zeigt, dass sich das vermeintlich positive Bild der Gentechnik verändert, wenn man alle Details beachtet. Die alte Gentechnik hat nicht gehalten, was sie versprochen hat, die neue Gentechnik ist nicht so bedenkenlos, wie man sie gerne präsentiert. Deshalb fordern wir, dass die Produkte der neuen Gentechnik weiterhin als GVO reguliert werden, denn sonst wird es für sie auch keine Kennzeichnungspflicht mehr geben. Die Folge: Bürger*innen würden nicht mehr wissen, was auf ihren Tellern landet, obwohl der Großteil der Europäer*innen ganz klar keine Gentechnik in unseren Lebensmitteln haben möchte.“

Absender:
Sarah Wiener / Thomas Waitz

Ort:
Brüssel / Wien am 26.4.2021

Schlagworte:
Landwirtschaft / Agrarpolitik / GVO / Wissenschaft

Kontakt

Rückfragehinweis:

Sarah Rogaunig
Pressesprecherin Sarah Wiener, MdEP
sarahmartina.rogaunig@la.europarl.europa.eu
+43 664 34 10 821

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