Die Landwirtschaft sollte Klimaanpassung, Klimaschutz und Resilienz befördern, nicht einen Ablasshandel für die Industrie

Sarah Wiener zur Mitteilung über nachhaltige Kohlenstoffkreisläufe der EU-Kommission

(Brüssel/Wien) – Auf Basis einer zweijährigen Studie über die Einrichtung und Umsetzung der Kohlenstoffbewirtschaftung in der EU und der Ziele des European Green Deal hat die Europäische Kommission gestern Dienstag, 14.12. eine Mitteilung über nachhaltige Kohlenstoffkreisläufe vorgestellt, die neue Maßnahmen zur Ausweitung des Carbon Farming auf EU-Ebene beinhaltet. Die darin erwähnten Lösungen sorgen nicht nur bei vielen NGOs und Expert*innen für Kritik, sondern auch bei der EU-Abgeordneten der Grünen Österreich, Sarah Wiener.

„Ich freue mich, dass die Europäische Kommission in ihrer heutigen Mitteilung anerkennt, dass die EU ihre Emissionen aus fossilen Brennstoffen bis 2050 stark reduzieren und die Kohlenstoffsenken vergrößern muss. Boden ist jedoch mehr als ein Vorratstopf für Kohlenstoff und auch kein Geschäftsmodell zur Abminderung industrieller Sünden“, äußert sich Sarah Wiener zur aktuellen Veröffentlichung der Europäischen Kommission kritisch.

„Carbon Farming wird hier als Schlüsselelement zur Co2-Reduzierung und zur Verbesserung der Kohlenstoffbindung genannt, was ein lobenswerter und wichtiger Ansatz ist, allerdings hapert es schon etwa bei der Definition, was man unter Carbon Farming zu verstehen hat. Die Aufgabe der Landwirtschaft ist, Klimaanpassung, Klimaschutz und Resilienz zu befördern und nicht einen zu kurz gedachten Ablasshandel für die Industrie zu ermöglichen. Zudem werden wesentliche Aspekte wie die Honorierung bereits humusfördernd wirtschaftender Landwirte, klare Vorgaben hinsichtlich einheitlicher Messmethoden oder die Bewertung unterschiedlicher Bodenzustände noch nicht berücksichtigt. Dazu gehört die Förderung eines gesunden Bodenökosystems. Humusreicher lebendiger Boden ist der beste Schutz gegen Wetterextreme wie Dürre und Dauerregen. Wer technische und industrielle Lösungen wie Carbon Capture Storages (CSS) oder den Einsatz von Pyrolysekohle – welche zur Bildung krebserregender Stoffe führen kann – als potentielle Carbon-Farming-Maßnahmen gutheißt, hat die Bedeutung eines ökologischen Bodenkreislaufs nicht verstanden. Verbesserte Bodenfruchtbarkeit reduziert beispielsweise auch die Abhängigkeit von synthetischen stickstoffhaltigen Düngemitteln, die wiederum eine der Hauptquellen für Lachgas-Emissionen in der Landwirtschaft sind“, sagt Sarah Wiener und setzt fort: „Eine Mitteilung der EU-Kommission zu einer zukunftsfähigen Kohlenstoffbewirtschaftung, die unsere ökologische Vielfalt, Bodengesundheit und auch Wasserqualität ebenfalls miteinschließt und sich nicht überwiegend nur auf industrielle Lösungen wie ,Direct Air Captureʻ und ,Carbon Reuseʻ stützt, würde den Boden als enorm gefährdetes Ökosystem als Allererstes anmahnen“, so die EU-Abgeordnete.

„Ich begrüße die Debatte um Carbon Farming und den Link zur neuen Bodenstrategie, dennoch müssen wir uns bewusst sein, dass Emissionsminderungen in der Landwirtschaft dauerhaft sein müssen und vorhandene Kohlenstoffvorräte nachhaltig vor Kohlenstofffreisetzung geschützt werden sollten und wir noch vor grundlegenden offenen Fragen stehen“, meint Sarah Wiener abschließend.

Link: Mitteilung der Europäischen Kommission

Absender:
Sarah Wiener

Ort:
Brüssel / Wien am 15.12.2021

Schlagworte:
Bodenschutz / Agrar / Gesundheit / GAP

Kontakt

Rückfragehinweis:

Tomáš Mikeska
Pressesprecher Sarah Wiener, MdEP
sarah.wiener@europarl.europa.eu
+43 650 676 15 84

(Karenziert:) Sarah Rogaunig
Pressesprecherin Sarah Wiener, MdEP

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