Antibiotic-Awareness-Day

Gemeinsam gegen Antibiotikaresistenzen

Am Mittwoch, 18. November ist europäischer Antibiotikatag – eine gute Gelegenheit für ein Up-Date zum Thema „Antibiotikaresistenzen“. Was sich auf EU-Ebene dazu gerade tut und was jeder von euch im Kampf gegen die Superkeime tun kann, erfahrt ihr hier.

33.000. Oder etwa die Passagieranzahl von mehr als hundert mittelgroßen Flugzeugen. So viele Menschen sterben im Jahr an Antibiotikaresistenzen (AMR). Gleichzeitig ist die Belastung durch Infektionen mit Bakterien, gegen die Antibiotika wirkungslos sind, in Europa bereits gleich hoch wie die durch Grippe, Tuberkulose und Aids zusammen. Kein Wunder, dass die Weltgesundheitsorganisation (WHO) Antibiotikaresistenzen mittlerweile als eine der größten Bedrohungen für unser modernes Gesundheitssystem einstuft (mehr Zahlen und Fakten hier).

Ein wichtiges Thema also, zu dem es auf europäischer Ebene Entscheidungen braucht – und das auch direkt mit Sarah Wieners Arbeitsbereichen zusammenhängt. Immerhin werden 70% der Antibiotika weltweit bei Tieren und damit in der Landwirtschaft eingesetzt. Eine Trendwende ist hier nicht in Sicht:  Laut UN-Environment wird der Antibiotikaverbrauch in der Tierhaltung bis 2030 sogar noch um 67% steigen. Weil das so nicht weitergehen kann, kämpft Sarah Wiener gemeinsam mit anderen MdEPs gegen diese Entwicklungen an: In der Interessensgruppe „MdEPs gegen AMR“ haben sich 17 Mitglieder aus verschiedensten Parteien des Parlaments zusammengefunden. Ihre genauen Ziele könnt ihr hier nachlesen.

Eine Strategie zu Arzneimitteln 

Aber auch die Kommission beschäftigt sich mit dem Thema: Noch in diesem Jahr wird sie eine neue Strategie zu „sicheren und leistbaren Arzneimitteln“ herausbringen. Inhaltlich ist noch nicht viel bekannt, aber eines steht jedenfalls fest: Das ist eine einmalige Chance, das Thema „Antibiotikaresistenzen“ auf europäischer Ebene zu diskutieren. Die Interessengruppe zu Antibiotikaresistenzen beobachtet die Entwicklung dieser Strategie deshalb besonders genau. Anfang Oktober haben die Mitglieder einen offenen Brief an die zuständige Kommissarin geschickt und ihren Standpunkt klargemacht.

Ein offener Brief an die Kommission

Antibiotika müssen dringend in die Überlegungen einbezogen werden, schreiben sie und schlagen fünf Aktionen dafür vor:

I. Versorgungsknappheit: Die EU sollte sich in die globale Diskussion rund um die Versorgung mit Antibiotika besser einbringen.

II. Antibiotikaforschung: Die EU muss sich dringend damit befassen, dass immer weniger neue Wirkstoffe auf den Markt kommen und hier entsprechende Anreize setzen.

III. Abhängigkeit: Die EU soll ihre Abhängigkeit von den Wirkstoffen verringern, indem sie diese vorsichtiger einsetzt oder nach Alternativen sucht.

IV. Transparenz: Die EU soll sicherstellen, dass klar ist, wo die Antibiotika herkommen, die wir einnehmen und verschrieben bekommen.

V. Umweltrisiken: Produktion und Entsorgung von Antibiotika sorgen im Moment für massive Umweltschäden. Insofern muss sich die EU über einen nachhaltigeren Ansatz Gedanken machen.

Den vollständigen Brief könnt ihr auf der Seite der Interessensgruppe nachlesen. Inwiefern die Kommission auf diese Punkte eingehen wird, zeigt sich allerdings erst Ende November, wenn die neue Strategie veröffentlicht wird. Über Neuigkeiten werdet ihr natürlich auf diesem Blog auf dem Laufenden gehalten!

Bis dahin gilt es nicht zu vergessen,  dass politische Entscheidungsträger*innen nicht die alleinige Verantwortung haben, wenn es um Antibiotikaresistenzen geht. Während Sarah Wiener sich also auf EU-Ebene über die Farm-To-Fork-Strategy dafür einsetzt, Antibiotika in der Tierhaltung drastisch zu reduzieren – um mindestens 50% in den nächsten zehn Jahren – könnt auch ihr mithelfen:  Denn jede/r Einzelne kann mit ein paar einfachen Maßnahmen dazu beitragen, das Entstehen von „Superkeimen“ zu verhindern.

Eine Checkliste zum Antibiotika-Aktionstag:

  • Hört auf euren Arzt! Nehmt Antibiotika nur wenn unbedingt notwendig ein und haltet euch strikt an die Vorgaben, was Zeitraum und Dosis angeht.
  • Keine Selbstverschreibung! Nehmt niemals „übriggebliebene“ Antibiotika gegen Beschwerden ein oder lasst euch von jemand anderem Antibiotika weitergeben.
  • Antibiotika gehören nicht in den Abfluss, aber auch nicht aufbewahrt! Eure leeren Fläschchen solltet ihr bei der Apotheke wieder abgeben. Nicht auswaschen oder „für den nächsten Schnupfen“ aufbewahren.
  • Braucht es immer Antibiotika? Hinterfragt jedes Mal, ob das jetzt unbedingt notwendig ist. Muss ich wirklich Antibiotika nehmen oder reichen auch Bettruhe und viel Flüssigkeit?

So bekämpfen wir Resistenzen gemeinsam.

Neugierig geworden?

Mitte November haben drei Webinare der AMR-Interessensgruppe zum Thema stattgefunden – inzwischen könnt ihr sie nachschauen (keine deutsche Übersetzung):

I. AMR in the environment: From monitoring to action.

Webseminar I.

II. Tackling the dependence of EU food systems on antimicrobials.

Webseminar II.

III. Fixing the antibiotic innovation pipeline.

Webseminar III.
Antibiotika

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